Honig aus dem Paznaun

Geschenk der Natur

Wenn es etwas gibt, das gutes Brot noch besser macht, dann Honig. Aber nicht irgendeiner! Wie echter Gebirgsblütenhonig entsteht und warum der Umgang mit Bienen entschleunigt, erzählt uns die „Bienenfrau“ Marlene Pasch aus Ischgl, leidenschaftliche Imkerin, Vereinsobfrau und natürlich: die mit der Pfeife!

Wo der Honig fließt

„Honig macht die Kinder kräftig, die müden Männer stark, die Frauen schön. Honig ist «Hafer für das Herz«.“ Und schmeckt in Kombination mit einem knusprigen Weckerl einfach unwiderstehlich, möchte man dem Spruch hinzufügen, der auf einem vergilbten Zettel im alten Bienenhaus von Marlene Pasch hängt. Doch von Anfang an! Auf der Suche nach dem Ursprung des Paznauner Honigs sind wir bei Marlene Pasch gelandet, seit 18 Jahren Obfrau des Imkervereins Ischgl. Und sie hat uns in den Weiler Platt gelotst, auf eine sonnige Lichtung am Waldrand, einige Kehren über dem Talboden. Für Pasch befindet sich hier das Paradies, für ihre Bienen ein Schlaraffenland.

Mit Schutzanzug, Charme und Pfeife kann sich Marlene Pasch ihren Bienen unbesorgt nähern. 

„Ich komm‘ wahnsinnig gern her, um die Ruhe zu genießen“,

sagt die Dame mit den goldbraunen Haaren und sympathischen Lachfältchen.

So wie die Liebe zur Imkerei hat Pasch auch das alte Bienenhaus von ihrem Vater geerbt. Eine kleine Hütte aus dunklem Holz, geräumig genug für alle nötigen Utensilien und Arbeitsschritte. Zwei ihrer sieben Völker hält die Hobby-Imkerin noch in traditionellen Hinterbehandlern im Bienenhaus, die anderen fünf nebenan in Magazinbeuten mit Zander. Alle 22 Mitglieder des Vereins züchten die Carnica, auch als Kärntner Biene oder Apis mellifera carnica bekannt. „Die sind ganz friedlich, de tuat a nuit“, lobt Pasch das sanftmütige Wesen ihrer Schützlinge.

Alpen im Aufstrich

Gut zu wissen, denn im Hochsommer frequentieren an die 30.000 Bienen die Einflugschneise auf der Lichtung. Ein Summen und Brummen, dass einem das Herz aufgeht! Als hat den fleißigen Tierchen optimale Bedingungen geschaffen. Ein Brunnen mit frischem Quellwasser stillt den Durst, daneben wachsen bunt blühende Blumen und Kräuter – willkommene Snacks auch für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten. Den Nektar und Pollen für den Honig sammeln Paschs Bienenvölker in der umliegenden Gebirgslandschaft. „Alpenrosen, Thymian und Wildhimbeeren“, zählt die Imkerin auf, was den typischen Gebirgsblütenhonig ausmacht. Ohne Einfluss durch die Agrarwirtschaft entsteht ein köstlicher, cremiger Honig frei von Pestiziden. „Ich wasche sogar die neuen Gläser aus, bevor ich sie befülle, damit keinerlei Rückstände in das Produkt gelangen“, hält Pasch die Hygiene hoch.

Marlene Pasch

Position im Unternehmen

» Imkern ist der perfekte Ausgleich. Bei den Bienen kann ich richtig abschalten und zur Ruhe kommen. Sie würden es auch sofort bemerken, wenn man gestresst oder nervös ist. «

Emsig verarbeiten die Bienen den Nektar zu Honig und lagern ihn in den Waben ein. 

Lieblingsplätzchen: Am Flugloch beobachtet Marlene Pasch, ob ihre Bienen gesund und munter sind. 

Für die Hobby-Imkerin bilden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und überliefertes Wissen keinen Widerspruch. Nicht missen möchte sie die Pfeife, dereinst Markenzeichen eines jeden Imkers, heutzutage oft durch handbetriebene Smoker ersetzt. „Ich habe das Pfeiferauchen von meinem Vater übernommen und bin weitum die Einzige, die noch bei den Bienen pafft“, lacht Pasch, stopft den dunklen Tabak in den Pfeifenkopf und greift nach dem Feuerzeug.

Aber wozu das Ganze? „Durch den Rauch glauben die Bienen, dass es brennt und schlagen sich den Bauch mit Honig voll, um diesen zu retten. Dabei sind sie abgelenkt und ich kann in Ruhe arbeiten.“ So wie jetzt, als Pasch zu Meißel und Besen greift, behutsam den Deckel eines Bienenkastens abhebt und Rauch auf die Tierchen bläst. Die Demonstration gelingt, wir dürfen uns neugierig über die Waben beugen und weiteren Erklärungen lauschen …

Nachschub im Anflug. Von ihren
Ausflügen in die Berge kehren
die Bienen zielsicher
heim in ihren Stock. 

Rund ums Bienenjahr

Richtig arbeitsfrei hat ein Imker nur im Winter. Da befinden sich die Bienen in der Wintertraube, um sich gegenseitig zu wärmen. In der Mitte, bei kuscheligen 35-40°C: die Königin. Im Frühjahr geht’s dann los mit dem Kontrollieren und Beobachten. Hat die gefürchtete Varroa-Milbe zugeschlagen? Wie viel Zuckerwasser brauchen die aus der Winterstarre erwachten Völker, bis sie genug Nahrung in der Umgebung finden? In einer Höhenlage wie Ischgl blühen die wichtigsten Futterquellen erst im Juni.

Dann sitzt die „Bienenflüsterin“ am Flugloch des Bienenhauses, um die heimkehrenden Tiere genau zu beobachten. „Bringen sie Pollen mit, weiß ich, dass sie gesund sind und Junge haben.“

Das Foto entstand bei Johannes Siegele aus Ischgl, der uns dankenswerterweise beim Schleudern des Honigs über die Schulter blicken ließ!

Nach wochenlangem Sammeln wird es Mitte Juli ernst. Jetzt wird der Honig geerntet, geschleudert und durchgesiebt. All dies erfolgt bei Pasch im Schleuderraum des alten Bienenhauses, aufgeheizt auf mindestens 30 Grad, damit der Honig leichter aus den Waben rinnt. Im hinteren Paznaun schleudern die Imker noch manuell. Das heißt, nach Einsetzen der Rahmen mit den gefüllten Wäbchen in den Kessel muss eine Handkurbel betätigt werden, um die Zentrifugalkräfte zu aktivieren. In guten Jahren heißt es feste drehen. Dann bringt ein einziges Bienenvolk nämlich bis zu 30 kg Honigernte! Nach kurzer Ruhezeit wird der Honig dann in Gläser abgefüllt und etikettiert. Jetzt kommen Mensch und Tier wieder zur Ruhe. Sobald die Königin befruchtet ist, verjagen die weiblichen Bienen die Männchen als unnütze Fresser aus dem Bienenstock. Übrig bleiben nur die Winterbienen, die sich der Aufgabe stellen, das Volk erfolgreich durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Ein faszinierendes Universum, das einen sehr nahe am natürlichen Kreislauf teilhaben lässt und gerade deshalb wunderbar entschleunigt.

Kostprobe gefällig?

Mit ihrem hochwertigen Honig heimsen die lokalen Imker immer wieder Goldmedaillen bei internationalen Bewerben ein. Und wissen die Ernte im Handumdrehen an private Naschkatzen und Betriebe vergeben. Auch Hannes Kurz hat den Honig in sein Sortiment aufgenommen.

„Er passt hervorragend zu unserer Unternehmensphilosophie. Wir möchten damit die heimischen Imker unterstützen und unseren Kunden ein echtes Geschmackserlebnis bieten.“ Tipp vom Bäckermeister: Am besten mundet Honig auf jeder Art von Dinkelbrot, weil hier bereits Honig im Teig enthalten ist. Also einfach annehmen und genießen, dieses Geschenk der Natur!

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