Hüttenbrot

Heidelberger Hütte – Alles Gute kommt nach oben

Knarrende Dielen, flotte Sprüche und ein Wahnsinnspanorama: Die Hütten rund um Ischgl haben alles, was Bergfreunde lieben. Und natürlich gutes Brot. Das kommt von Kurz, egal wie aufwändig die Lieferung ausfällt. Wir haben den Weg von der Backstube in luftige Höhen mitverfolgt – winters auf die Heidelberger Hütte, sommers auf die Saarbrücker Hütte. Und sind dabei auf kernige Typen und felsenfesten Glauben an Qualität gestoßen.

Ab ins Paradies

Gelb-blaue Häkelmütze, graue Bartstoppeln, fester Händedruck. „I warat der Loisl“, sagt Alois Eiter, Hüttenwirt der Heidelberger Hütte, zur Begrüßung. Es ist neun Uhr morgens, ein sonniger Spätwintertag, als wir uns am Ortsrand von Ischgl treffen. Und ab dem Moment rennt der Schmäh. Für seine heiter-anzüglichen Sprüche ist der Loisl bekannt und beliebt. Heute ist er ins Tal gekommen, um kulinarischen Nachschub für seine Gäste zu besorgen. Drei große Kisten Brot nimmt er jetzt aus den Händen des Kurz’schen Brotfahrers und verstaut sie im hinteren Wagenteil des „Hägglund“. Ein knallrotes Ungetüm mit zwei Einheiten, vier Raupenketten und dem Selbstbewusstsein eines militärisch erprobten All-Terrain-Vehikels.

Von der Backstube ist's nicht weit zur Übergabe am Auslauf der Piste. 

Der metallische Rumms der Heckklappe verkündet den Aufbruch. Der Motor dröhnt, es riecht nach Diesel, das ganze Gefährt vibriert und schwankt den schmalen, verschneiten Ziehweg hinauf ins Fimbatal. Vierzig Minuten soll die Fahrt dauern („Zwei Bier gehen sich aus“, scherzt Lois) und den schönsten Landstrich rund um Ischgl offenbaren. Das sanft ansteigende Tal im Westen des Orts ist ein beliebtes Skitouren- und Freeridegebiet, im Sommer ideal zum Wandern und (E-)Biken.

Express auf die Hütte. Mit im Gepäck: frisches Brot und gute Laune.

Unbeirrbar hält Loisl den Hägglund auf der Fahrspur. Vorbei an Lawinenresten und saharastaubrotem Altschnee in den zerfurchten Bergflanken. Vorbei an der Bodenalpe und der Bergbahnstation Gampen E4, den Verbindungen ins Skigebiet. Vorbei an Murmeltieren, die noch tapsig vom Winterschlaf die Schneedecke durchbrechen. Und vorbei am Grenzstein, der mitten im Nirgendwo dieser verschneiten Hochgebirgslandschaft Österreich von der Schweiz trennt. „Iatz kemmt’s ins Paradies!“, ruft Loisl über den Motorensound hinweg. Bei geöffneter Dachluke und erstem Sichtkontakt zur Heidelberger Hütte geben wir ihm Recht. Schian isches då!

Loisl eiter

Position im Unternehmen

„Iatz kemmt’s ins Paradies!“, ruft Loisl über den Motorensound hinweg. Bei geöffneter Dachluke und erstem Sichtkontakt zur Heidelberger Hütte geben wir ihm Recht.

Express auf die Hütte.
Mit im Gepäck: frisches
Brot und gute Laune.

Drei Sorten Glück

„Immer schon“, dehnt Hannes Kurz Zeiträume Richtung Ewigkeit, liefere seine Bäckerei das Brot auf die Heidelberger Hütte. So wie auf den allergrößten Teil der Hütten in der Region. „Gerade im Sommer sind sie ein bedeutender Faktor für unsere Bäckerei.“ Mit dem Loisl verbindet ihn seit 2014 eine gedeihliche Zusammenarbeit. Damals setzte sich der gebürtige Pitztaler unter 40 Bewerbern als neuer Pächter der Heidelberger Hütte durch, räumte die Fritteuse weg und schrieb die Speisekarte neu. Bodenständig und ehrlich sollte seine Küche sein, mit traditionellen Gerichten wie Rösti und Knödel, und möglichst vielen Zutaten aus der Region.

Deshalb blieb das Brot von Kurz fixer Bestandteil der Verköstigung. Morgens mit Butter (aus dem legendären Butterautomaten!) und Marmelade, mittags zur Brettljause und abends zur Gulaschsuppe: Das eigens kreierte Hüttenbrot hat’s voll drauf. Drei Sorten – Sauerteigbrot aus reinem Natursauerteig, Kürbiskernbrot und Mehrkornbrot – produziert Hannes Kurz eigens für seine Hüttenkunden. Und zwar in praktischen 3-Kilo-Wecken, die am Tag nach dem Backen geschnitten und verpackt werden. So halten sich die großen Scheiben bis zu eine Woche lang frisch. „Auf eine Hütte gehört kein Brotkörbchen im klassischen Sinn“, setzt Kurz bei aller Innovation auf Tradition. 

Eine Hütte für Alle

Seit 130 Jahren schon schmiegt sich die DAV-Hütte, Sektion Heidelberg, auf 2.264 m an den Talschluss des Fimbatals. Das dreieinhalbstöckige Gebäude mit den verwitterten Fensterläden ist ein beliebter Stützpunkt für Ausbildungskurse und Touren, im Sommer Wanderziel und Etappenort der Transalp Bike. Geschlafen wird in rustikalen Schlaflagern und Zimmern, gesessen und gegessen in den heimeligen Stuben mit Kachelofen. Sprüche und Schnaps bekommen Gäste ohne Nachfrage serviert. Selber trinkt der Loisl nicht mit, „höchstens abends ein Glas Wein“. Und auch die Komplimente an die Damenwelt darf man als reine Wortakrobatik verstehen. Denn Lois ist ein Familienmensch und freut sich, wenn seine Frau Sandra und die beiden schulpflichtigen Buben heraufkommen ins Paradies.

Beim Übernachten taucht man so richtig in den Charme der Hütte ein.

Alles an seinem Platz. Auch der Schnaps steht griffbereit.

Selbst auf einer Pitztaler Hütte aufgewachsen, mag er sich keinen anderen Lebensmittelpunkt vorstellen. Wer als Kind auf Skiern in die Schule gefahren ist und als staatlich geprüfter Bergführer eine Zeitlang vier- bis fünfmal pro Woche auf die Wildspitze (mit 3.768 m der höchste Berg Nordtirols) gegangen ist, braucht eben Bergluft um die Nase. Nur das mit dem Sport hat er sich aufgehört, sagt er. Einzige Ausnahme: Als die Ischgler Bergfreunde ihm zu Ehren auf einem bis dato namenlosen Gipfel ein Kreuz aufstellte.

Da stieg Loisl zur Einweihung des „Piz Louis“ die paar Höhenmeter von der Heidelberger Hütte hinauf. Bewundern kann man diesen von der Rückseite der Hütte aus, auf einem Liegestuhl nach dem Saunagang. Ja tatsächlich. Der Loisl hat für seine Gäste sogar eine Fasssauna aufstellen lassen. Mit Panoramablick. Luxus pur. „Oberkörper freimachen!“

Hardfacts über die
Heidelberger Hütte

Höhe: 2.264 m · Distanz: 14 km (940 Hm) ab Ischgl · Zustieg: 4 h ab Ischgl, 3 h ab Mittelstation Silvrettabahn · Schlafplätze: ca. 100 · Wintersaison: 25. Dezember bis Ende April · Sommersaison: Mitte Juni bis Mitte September · Pächter: Alois Eiter & Sandra Hermann · Kontakt: T. +43 664 4253070

www.heidelbergerhuette.at

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