Wie es ihnen gefällt

Sechs Likes für die Lehre

Zwei angehende Bäcker und vier künftige Konditorinnen absolvieren derzeit ihre Ausbildung bei Kurz. Das macht – ganz offensichtlich – Riesenspaß. Gelernt wird dabei auch viel. Für den Beruf und fürs Leben, das die Teenager dank der speziellen Arbeitszeiten ausgiebig genießen. Eine Lehrstunde mit der Jugend von heute, die – Achtung, Spoiler – besser ist als ihr Ruf.

Zwei Burschen mit Biss

Es gibt das geflügelte Wort, man solle von den Besten lernen. Demnach machen Julian und Jonas alles richtig. Die beiden Bäckerlehrlinge verfolgen nämlich trotz der unchristlichen Uhrzeit mit – mal mehr, mal weniger – wachem Blick jeden Handgriff von Backstubenleiter Mario, Geselle Halis und Ofenarbeiter Beni. Nacht für Nacht, 5 Mal pro Woche, 3 Jahre lang, bis sie das Handwerk von der Pike auf verinnerlicht haben. Aber warum eigentlich ausgerechnet dieses?

Julian muss nicht weit ausholen: Der 17-jährige Ischgler heißt im Nachnamen Kurz und ist der Sohn des Chefs. Sein Weg in die Backstube war vorgezeichnet, gehen tut er ihn freiwillig. Der wortkarge Bursche mit dem verschmitzten Lächeln will verstehen, wovon sein Vater spricht, und irgendwann auch im Unternehmen mitreden. Dazu braucht es Fachausbildung und vor allem Praxis ohne Abkürzungen.

Familiären Vorbildern folgt auch der zweite Lehrbursch, der dem Teigling vor sich gerade die Handkante gibt. Jonas Schöndorfer, 16, aus Ischgl, schmächtig und noch sparsamer mit Worten, arbeitet hier nur eine Armlänge von seinem Onkel Beni entfernt und seine Schwester Sabrina bringt als Verkäuferin in der Filiale Galtür (siehe Interview S. 28) die frischgebackenen Erzeugnisse an den Mann und die Frau.

Jonas Schöndorfer
2. Lehrjahr, das stille Wasser.

Blüht an der Spielkonsole so richtig auf

Lehrling bäckt Brot

Julian Kurz
3. Lehrjahr, der Gasgeber
Startet mit der Lehre
und seinem Golf GTI voll durch

Hannes Kurz

Geselle Halis lehrt, 
wie man gutes Brot bäckt

und dabei niemals auf den
Humor vergisst.

(K)ein Traumberuf der Generation Youtube?
Gleich zwei Lehrlinge in der Kurz’schen Backstube sind eher die Ausnahme als die Regel. Denn den Bäckernachwuchs bringt leider nicht der Storch, sondern hartnäckiges Werben um geeignete Köpfe. Abschreckend wirken oft die Arbeitszeiten, zu Unrecht, wie Hannes Kurz findet: „Viele assoziieren Nachtarbeit nur mit dem Bäckerberuf. Dabei ist etwa auch in der Industrie, im Gesundheitswesen, bei Post, Polizei & Co. üblich, rund um die Uhr Dienst zu versehen.“ Abgesehen davon, gibt es heutzutage auch für Bäcker die Möglichkeit, am frühen Morgen zu arbeiten. So beginnt der Bäckertag heute beispielsweise für die meisten Bäcker der Kurz'schen Backstube erst um vier Uhr in der Früh.  Noch vor wenigen Jahren hieß es für die gesamte Crew um halb zwölf Uhr nachts raus aus den Federn. 

KNETEN AUCH ALS CHARAKTERSCHULE
Die Klima in der hell erleuchteten Backstube ist gut. Es wird gelacht, gescherzt, manchmal sogar gesungen. Das ist dann Halis, die zuverlässige Stimmungskanone gegen Introvertiertheit am Arbeitsplatz. Er, Mario und Beni ziehen die Jungen mit ihrer Energie mit. Julian und Jonas lernen, wie man auf althergebrachte Weise Teig herstellt, wie man diesen an der Tafel formt und in hochmodernen Backöfen zur krustigen Vollendung bringt. Und zwar für alle Arten von Backwaren – Brot, Kleingebäck, Feingebäck, Dauerbackwaren, Diät- und Vollkornbackwaren.

Durch die physikalischen und biologischen Vorgänge bei der Teigführung und dem Backprozess sowie dem Einsatz moderner, computergesteuerter Maschinen bietet der Bäckerberuf ein hohes Maß an Komplexität, vor allem aber beschert er greifbare Ergebnisse. Und genau das schätzen die zwei J’s. Julian will ab Juni 2021 noch die Lehre zum Konditor dranhängen, um auch diesen Beruf fundiert kennenzulernen. Seine privaten Ziele erreicht der Fußballfan bevorzugt mit vielen PS, wobei: Wenn er nach Dienstende mit seinem schwarzen Golf GTI durchs Tal kurvt, braucht er gar keinen konkreten Plan. Zur selben Zeit chillt Jonas vor dem Computer und taucht auf der Spieleplattform Roblox oder in der Minecraft-Community in eine andere Welt ab.

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