Mitarbeiter im Portrait

Sepplis Sabrina und ihre zwei Stöpsel

Sabrina Wechner-Lechleitner aus Mathon hat einen ungewöhnlichen Job: Sie zählt nächtens in der Bäckerei Kurz Brot ein. Wie das geht und warum sich die Arbeit ideal mit dem Familienleben verbinden lässt, erzählt sie im Gespräch nach Feierabend. Feiermorgen eigentlich.

Sabrina – Hausname „Sepplis“ – hat mit ihrem Mann Manuel, Fachangestellter bei der Silvrettaseilbahn AG, 2016 den heimatlichen Wiesenhof in Mathon als gemütliches Domizil nebst Ferienwohnung neu gebaut, angrenzend an die elterliche Braunvieh-Landwirtschaft, die sie alle gemeinsam betreiben. Zwei Buben, Hannes (3) und Lui (1), machen das feine Familiennest komplett, den beruflichen Alltag aber nicht unbedingt leichter. Denn ihren Beruf als gelernte Zahnarztassistentin kann die junge Mutter erstmal vergessen. Das Pendeln nach Landeck ist zeitlich nicht mehr drin. Also sucht die heute 29-Jährige eine Arbeit, die zu ihrer Situation passt und wird in der Bäckerei Kurz fündig: Gesucht wird eine verlässliche Kraft zum Broteinzählen im Expedit der Backstube, Arbeitszeit zwischen ein und sechs Uhr früh, 3 Mal pro Woche à 5 Stunden, während der Wintersaison von Ende November bis Anfang Mai. Seit Saisonbeginn 2017 hat Sabrina den Job.

Um ein Uhr nachts Arbeitsantritt:
Das klingt nicht gerade nach „Fit for family“?

Es kommt drauf an, wie man’s sieht: Ich bin zwar in der Nacht weg, aber da schlafen meine drei Männer eh. Tagsüber kann ich voll und ganz für sie da sein.

Ok, und wann schläfst du? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Es sind ja nur drei Nächte pro Woche. Da leg ich mich abends um ca. sieben Uhr mit meinen beiden kleinen „Stöpseln“ (Anm: Knirpse) hin, schlafe bis Mitternacht, mach mir ein kleines Frühstück bzw. eine Jause und fahre in die Bäckerei. Um sechs Uhr früh ist Dienstschluss, dann gibt’s zu Hause gemeinsames, großes Frühstück mit ofenfrischem Brot.

Du legst dich also nieder, wenn die anderen aufstehen?

Nein, dafür ist keine Zeit. Mein Mann geht in die Arbeit und ich bringe den Größeren in den Kindergarten in Mathon. Danach mache ich den Haushalt und beschäftige mich mit dem Kleinen, der ja noch zu Hause ist, was ich sehr genieße. Am späten Vormittag koche ich Mittagessen, hole Hannes wieder ab und sorge nachmittags für das Kinder-Unterhaltungs und Beschäftigungsprogramm.

Wie sieht das aus? Du musst ja umfallen irgendwann?

Ach, das geht schon. Wir gehen in den Garten Schneemannbauen, Skifahren üben, Spazieren, bei Schlechtwetter Spielen im Haus und vieles mehr. Um 17 Uhr kommt mein Mann nach Hause und nach einer gemeinsamen Marend startet das „Radl“ an meinen Arbeitstagen bzw. -nächten wieder von vorn. Und wenn’s zeitlich mal zwickt, kommen Neni (Opa) und meine beiden Nonas (Oma) zum Einsatz.

War das nicht eine enorme Umstellung alles in allem?

Freilich, am Anfang schon. Ich kann mich aber sehr schnell auf eine neue Situation einstellen.

Zurück zur Arbeit: Was genau macht
man beim Broteinzählen?

Ich packe – grob zusammengefasst – das auszuliefernde Brot in die Brotkisten. Ich mache das anhand der Angaben auf den Lieferscheinen, abgestimmt auf die zu fahrenden Touren. Durch meine Hände gehen jede Nacht bzw. frühmorgens ca. 10.000 Stück Gebäck und Brot aus dem 80 Produkte umfassenden Sortiment.

Ein stressiger Job?

Naja, im Expedit drängt es sich natürlich, wenn die Auslieferung losgeht. Da stehen volle Brotwagen, zehn Fahrer wuseln herum, es ist heiß und die Ware muss raus. Da musst du dich schon durchsetzen. Aber der Zusammenhalt im Betrieb ist immer spürbar, da lässt dich niemand hängen. Trotz der körperlichen und geistigen Anstrengung ist es eine super Arbeit.

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