Backstubenleiter & Bäckermeister

Super Mario

Ob stressige Nächte in der Kurz’schen Backstube oder fröhlicher Kinderlärm zu Hause: Backstubenleiter & Bäckermeister Mario Gstöttinger meistert alle Heraus-forderungen gelassen und gibt immer hundert Prozent. Wie der „Zuagroaste“ im Paznaun seine berufliche und private Bestimmung gefunden hat.

Beginnen wir beim Beruf. Schließlich führte dieser den gerademal 19-jährigen Mario 2006 erstmals nach Ischgl, zur Saisonarbeit bei einem gewissen Bäcker Kurz. In den folgenden Wintern sollte der junge Mann das heimatliche Scharnstein, Bezirk Gmunden, Oberösterreich, wieder und wieder in diese Richtung verlassen. Bis im dritten Winter eine gewisse Susanne seine nächtlichen Wege kreuzte und fortan Amor für einen gemeinsamen Wohnsitz in Tirol plädierte. Marios einzige Bedingung war eine Jahresstelle. Er fand sie zunächst bei einem Großbäcker außerhalb des Tales. 2012 endlich holte Hannes Kurz den mittlerweile zum Bäckermeister avancierten Mario als Leiter in die eigene Backstube.

Mario Gstöttinger

Position im Unternehmen

»Es gab keinen Plan B: Ich wollte immer nur Bäcker werden.«

KONGENIALES DUO MAL ZWEI

So hatte zusammengefunden, was zusammengehört: Mario und Susanne, die sich das Obergeschoss des Elternhauses in Langesthei als Familiennest einrichteten. Und Mario und Hannes, die sich schon bald einer Mammutaufgabe stellten: der Sortimentsbereinigung inklusive Verabschiedung von sämtlichen Convenience-Produkten in der Backstube. Mit Argusaugen durchforsteten sie die Zutatenlisten und läuteten einen monatelangen Prozess des Tüftelns und Ausprobierens ein, begleitet von Bäckertechnologe Georg Lesina Debiasi (backkultur.it) und dem guten Gewissen, endlich das Richtige zu tun. Den Mehraufwand an Personal und Zeit für ehrlich gebackenes Brot schultert das Unternehmen seither gerne im Dienste der besten Qualität.

„Weniger ist mehr“ lautet auch Marios Philosophie, wenngleich nicht in puncto Kreativität: „Zeitweise muss ich Mario bremsen, wenn er zu viele Ideen auf einmal hat“, schmunzelt der Chef. Als gelernter Bäcker, der das Handwerk selbst praktiziert hat, kann sich Hannes Kurz auf Augenhöhe mit seinem Backstubenleiter austauschen. Umgekehrt schätzt Mario die Nahbarkeit des Chefs. „Man kann voneinander lernen.“ Ein Glücksfall.

Sonniges Gemüt und sonniges Wohnen: Mario und Susanne teilen die wichtigen Dinge des Lebens.

Mario und seine Partnerin Susanne

Abschalten im Adlerhorst

Glück ist das richtige Stichwort, um zur privaten Love Story zurückzukehren. „Die Liebe muss riesengroß sein, wenn man sieht, wo Mario wohnt“, feixt Hannes, als wir den Bäcker mit Leib und Seele für dieses Porträt zuhause besuchen. Dabei ist Langesthei ein Traum – wenn man steile Berghänge mag. Auf 1.500 Metern, hoch über Kappl, schmiegen sich ein paar Handvoll Häuser an den sonnigen Hang. Hier wohnt Mario mit seiner Susanne und den Kindern Hannah, 8, und Elias, 4. Wer den Ton angibt, ist umgehend klar. „Fotografier mich!“, ruft der Kleine und wirft sich in Pose.

Ein geborener Entertainer, der alle auf Trab hält. Nur gut, dass der Papa erstens recht wenig Schlaf benötigt und zweitens immer und überall einnicken kann. „Wenn er schläft, dann schläft er“, freut sich Susanne, dass der Rest der Familie tagsüber nicht auf Zehenspitzen herumtappen muss. Und wenn der Papa wach ist? Packt er im Haushalt mit an, spielt mit den Kindern, geht wandern, schwimmen, skifahren. Oder steht am Grill hinterm Haus, Marke Weber, natürlich mit Kohle angefeuert. Für ein Schwätzchen mit den Schwiegereltern ist auch immer Zeit. Susannes Eltern haben den „Zuagroasten“ längst ins Herz geschlossen.

Mario Gstöttinger

Position im Unternehmen

»Für die Möglichkeit, echtes Qualitätshandwerk ausüben zu dürfen, bin ich sehr dankbar.«

Und täglich grüßt die Nachteule

Gegen 21.30 Uhr setzt sich Mario hinters Lenkrad seines Jeeps, kurvt die abenteuerliche Straße ins Tal hinunter und weiter nach Ischgl. Routiniert wie ein „Dåiger“ (Einheimischer), auch bei Schnee, Glatteis, Regen. In der Backstube geht’s dann im Wortsinn heiß her. Maschinen müssen ordnungsgemäß bedient, Mitarbeiter dirigiert, Verantwortung übernommen werden. Denn neben dem harten Kern der Kurz’schen Backkraft, Ofenarbeiter Beni und Halis, und den Lehrlingen kommen speziell im Winter auch Saisonarbeiter zum Einsatz. Mario, selbst gerade mal 33 und geprüfter Lehrlingsausbildner, hat gern mit jungen Leuten zu tun, „wenn sie die nötige Leidenschaft mitbringen.“ Als einer, der bevorzugt geradeheraus sagt und hört, was Sache ist, legt er Wert auf einen guten Umgang zwischen den Backöfen. Sein Credo: Fehler passieren (auch ihm selbst). Wichtig ist, sie einzugestehen und sofort zu beheben.

GENUSS MIT STARTVORTEIL

Nach getanem Nachtwerk wartet irgendwann zwischen 7 und in der Hochsaison 10 Uhr die Heimfahrt. Noch später wird’s nur, wenn Mario mit Kollege Beni vom Bäckerkittel direkt in den Skianzug springt und sich einen Vormittag auf der Piste gönnt, inklusive Mittagessen am Berg. Ein Privileg seines Berufes. So wie das persönliche Brötchenservice für die Familie. „Ich muss ihn nur hin und wieder erinnern, mir etwas Gutes mitzubringen“, schmunzelt Susanne. Wie Super Mario navigiert der Gstöttinger also meist gut gelaunt durch die Levels des Lebens, das ihn in die schönste aller Welten geführt hat: die Tiroler Bergwelt. Mamma Mia!

Auf 1.500 Metern, hoch über Kappl, schmiegen sich ein paar Handvoll Häuser an den sonnigen Hang. Hier wohnt Mario mit seiner Susanne und den Kindern Hannah, 8, und Elias, 4.

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