Teil 1 – 75 Jahre {Brot}kompetenz im Dreierpack

Hans-Walter Wachter, Barbara Mallaun und Bernhard »Beni« Jäger arbeiten in Summe bereits 75 Jahre bei der Bäckerei Kurz. Mehr als doppelt so lange übrigens wie der aktuelle Chef. Sie sind anerkannte SpezialistInnen in ihren jeweiligen Jobs und schmeißen den Laden mit Engagement und Erfahrung.

Langjährige MitarbeiterInnen sind Perlen und der Wunschtraum jeden Unternehmers. Sie geben Schlüsselkompetenzen wie Loyalität, Verlässlichkeit, Kompatibilität, Teamfähigkeit oder hoher Arbeitsmoral ein Gesicht. Sie wachsen mit ihren Aufgaben, sorgen für Kontinuität und gelten den Jungen als erfahrene Vorbilder. Kurz: Treue Seelen braucht ein Betrieb. Dass umgekehrt aber auch die Chefleute vieles richtig machen, wenn Menschen bis zu 40 Jahre lang mit ihnen gemeinsam den Weg durch dick und dünn gehen, liegt auf der Hand. In der Bäckerei Kurz arbeiten auffallend viele »Langjährige«. Die KURZ Geschichten holen diesmal die längstdienenden vor der Vorhang. Die drei Rufezeichen der Belegschaft sozusagen.

3x treue Seelen: Hans-Walter Wachter, Barbara Mallaun und Beni Jäger (v.l.) bei einer für sie ungewohnten Tätigkeit: als Gäste im eigenen Hause.

Der Mann mit dem richtigen Drive

Starten wir mit einem der beiden Herren und nehmen wir die Dame in die Mitte. Hans-Walter Wachters Jobbeschreibung lautet schlicht: Brotfahrer. Und den nimmt er ernst, sehr ernst. Leidenschaftlich ernst. Seit Dezember 1982, also seit exakt 37 Jahren, fährt er die Tour Ischgl-Galtür. Was auf den ersten Blick vielleicht simpel erscheint, ist ein komplexes Zusammenspiel von ausgeklügelter Lieferlogistik und dem absoluten Gespür für Schnee. Denn gerade im Winter – der Haupt-Liefersaison – liegen Unsicherheitsfaktoren quasi am Weg. Und die muss Hans-Walter richtig einschätzen und handeln: „Meine Kunden – zum größten Teil Hotel-Betriebe in Galtür – brauchen ihr frisches Brot. Es kann ihnen egal sein, wie es dorthin gelangt.

Darum muss ich mich kümmern.“ Und so gilt es eben Schneemengen und drohende Straßensperren im Blick zu haben, um rechtzeitig die Tour anpassen zu können. Dafür geht er auch ungewöhnliche Wege – mitunter zu Fuß: „Ich erinnere mich an zumindest drei Lawinenwinter mit totaler Straßensperre, in denen ich mehrmals den Fußmarsch nach Galtür mit Zutaten zum Brotbacken im Gepäck angetreten habe. Da stand ich dann gemeinsam mit Seniorchef Elmar Kurz in unserer Galtürer Backstube, von der aus wir die Einheimischen und Gäste mit Brot versorgten.“ Und auch wenn es der sonst so gesellige Familienvater aus Kappl gerne bescheiden verschweigt: Ganz am Anfang seiner Karriere – 1983 – hat er auf der Strecke zu Fuß einem liegengebliebenen Busfahrer vor einem schlimmen Lawinenabgang das Leben gerettet. Und 2006 sich selbst, als er während der Tour einen Herzanfall erlitt und geistesgegenwärtig zum Arzt fuhr. Was für ein Teufelskerl muss man da sein?!

Hans-Walter und sein Arbeitsgerät. Seit 37 Jahren fährt er die Tour Ischgl-Galtür – an Bord frisches Brot. Darauf können sich seine Lieferkunden bei jedem Wetter verlassen.

Täglich nach Galtür sprintern

Heute rollt Hans-Walter auf vier angetriebenen Rädern ins hintere Paznaun, den fesch im Corporate Design beschrifteten Kastenaufbau seines LKW randvoll mit bis zu 80 Sorten Brot. „Mein Schneestern“, wie er seinen Lieferwagen der Marke Mercedes liebevoll nennt. Und den er ebenso behandelt: „Ein top-gepflegtes Auto ist wichtig. Schließlich liefern wir eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel.“ Mit zunehmendem Alter schätzt der 59-Jährige den Komfort, den die heutige Flotte technisch und ausstattungsmäßig an Bord hat. Die Zeiten, in denen man mit Daunenjacke und Handschuhen ein eiskaltes Häusl lenken und alle paar Schneestangen die Ketten montieren musste, seien gottlob längst vorbei. Zwei Jahre noch, dann haben die Arbeitszeiten von ca. 2 – 9.30 Uhr in der Früh ein Ende. Mehr als 30 Millionen Semmeln wird er bis dahin nach Galtür geliefert haben. Nur so als Beispiel. Das Betriebsklima wird er in der Rente vermissen: „Die Firma Kurz ist immer gut zu mir gewesen!“

Hans-Walter Wachter

Position im Unternehmen

» Ein top-gepflegtes Auto ist wichtig. Schließlich liefern wir eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. «

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